Bevor ich zu diesem
ernüchternden Fazit komme, noch ein paar Vorbemerkungen, die meine Zeilen
weiter unten erklären.
Abbildung rechts: Augsburger Lech-Hochablass im Winter 2012
Zur Jahreswende 1973/74,
als Helmut Haller,
inzwischen 33-facher Nationalspieler, erster deutscher Fußballer des Jahres in
Italien und Vize-Weltmeister 1966, der für den FC Augsburg eine ähnliche Aura
ausstrahlte wie Franz Beckenbauer für die Bayern, aus dem sonnigen Süden von
Juventus Turin zum FC Augsburg (FCA) zurückgekehrt war, fieberte ich in den
Stehrängen des altehrwürdigen und maroden Rosenaustadions (Fassungsvermögen damals 35.000 Zuschauer) mit einem Verein, der eine Siegesserie nach der
anderen hinlegte und bei dem ich als 10-jähriger Bub meine ersten fußballerischen Gehversuche
gemacht hatte.
Dort und in den Jahren danach (Drei Vereinswechsel) bis 1982 war ich aktiver Spieler
eines Augsburger Bezirksligavereins (Das entsprach damals der 5. Klasse von der
Bundesliga abwärts und der vierten von der C-Klasse aufwärts).
Zu diesem Zeitpunkt hatte
der FC Augsburg den Wiederaufstieg in die Regionalliga geschafft, dem damaligen
Unterbau der 1. Fußballbundesliga - eine unglaubliche Erfolgsserie. Zum
besseren Verständnis für die DFB-Regel damals:
1) Bundesliga
2) Regionalligen
3) Oberligen; bei uns in
Bayern die Bayernliga
Eine wahre Fußballeuphorie
brach aus. Der FCA wurde als Neuling Meister der Regionalliga Süd, verpasste
aber in der Aufstiegsrunde um einen Punkt hinter Tennis Borussia Berlin den
Aufstieg in die 1. Bundesliga (Für mich damals gleichbedeutend mit einem Weltuntergang). Im Schnitt sahen über 23.000 Zuschauer die FCA-Heimspiele - und mittendrin der
Bernd.
Ich kann mich noch an
legendäre Freistoßtore Hallers in sprichwörtlich letzter Minute erinnern,
ausgeführt mit fast aufreizend lässiger Körpersprache aus dem Stand wie gegen
den 1. FC Nürnberg, an eine grandiose Stimmung im Rosenaustadion ohne Pyrotechnik, und an eine Zeit,
die ein wenig an den Aufstieg des Dorfvereins SV Alsenborn erinnerte, wenn auch in etwas anderen Dimensionen, was die
Erwartungshaltung der beiden Vereine betraf.
In dieser Zeit - und auch
bis in die späten 1980er-Jahre - hatte zwischen der exzellenten
Jugendabteilung des FCA (dem späteren deutschen Jugendmeister) und dem großen
FC Bayern ein sehr intensiver Spielerwechsel stattgefunden, meistens vom FCA in
Richtung Bayern München. Man denke an Namen wie Raimund Aumann, Roland
Grahammer und andere. Zur Erinnerung: Bernd Schuster ging damals nicht zum FC Bayern,
sondern zum FC Köln, danach zu Barcelona, wo er endgültig zum Weltstar
aufstieg.
Zwischen München und Augsburg liegen geografisch
gesehen gut 63 Kilometer
Heute aber scheinen es fast Lichtjahre zu sein, die den FCA-Fan vom FCB-Fan
unterscheiden.
Gestern eröffnete mir die
Tochter meiner Freundin während des DFB-Pokalendspiels etwas, das mich
doch ziemlich schockiert hat: Die FCA-Ultras halten zu Borussia Dortmund. WOW!
Und als das Spiel gestern
gegen 22.00 Uhr beendet war, hörte man keinerlei Hupkonzerte für den FCB, von
Autokorsos ganz zu schweigen. Dass tut echt weh!
FCA-„Fans“, die sich für Proleten in der (Neonazi-) Fan-Gemeinschaft beim BvB stark machen, kann ich nicht mehr ernst
nehmen. Mal sehen, wie sich die Fankultur beim FCA weiterentwickelt. Und: Wieso und für was braucht man Pyrotechnik?
Vorerst ist der FCA für mich gestorben, obwohl ich in Augsburg 58 Jahre meines Lebens verbracht habe.
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