Samstag, Oktober 20, 2007

Warum nicht Alaska?


Ahmadinedjads bizarre Vorstellungen hinsichtlich einer „unparteiischen“ Holocaust-Forschung und der Entstehung des Staates Israel sind von ihm selbst nicht nur in diesem Interview, gegeben am 21. Mai 2006, ausführlich „erläutert“ worden.

Die sich für ihn erschließende Logik zur Entstehung des israelisch-arabischen Konflikts geht ihre eigenen verschlungenen Pfade, frei nach dem Motto: Setze in einer mathematischen Kurvendiskussion falsche Variablen und rechne konsequent falsch weiter, dann stimmt zumindest Eines, nämlich dass du ordentlich manipuliert hast.

Der Ingenieur aus Teheran hantiert mit dem Vorwurf der Auschwitzkeule nicht so eloquent wie der Schriftsteller aus Wasserburg am Bodensee. Mit seinem „Ich glaube, dass heute auch das deutsche Volk der Gefangene des Holocaust ist“ trifft er aber gleichermaßen wie der subtil schwafelnde Friedenspreisträger von 1998 und Bediener der „Stolzdeutschen“ den Nerv vieler Zeitgenossen auf der linken und rechten Überholspur.

Noah Pollack greift die kruden Gedanken des iranischen Präsidenten in einem Beitrag für das Commentary Magazine noch einmal auf und lässt zuletzt Chaim Weizmann in dessen unnachahmlicher Art die Pointe setzen. Castollux hat den kurzen Beitrag übersetzt.


Weizmanns Antwort

Noah Pollack

Commentary Magazine, 8. Oktober 2007


Es wirkt ein wenig schmudddelig, ein Argument anzusprechen, das Mahmoud Ahmadinejad wiederholt verwendet hat, um die Legitimität des Staates Israel zu leugnen. Aber in diesem Fall hat der iranische Präsident stellvertretend für eine überraschend hohe Zahl Menschen etwas gesagt - Menschen, die mit dem Tonfall oder der Wortwahl Ahmadinejads wohl nicht übereinstimmen dürften, aber im Grunde genommen mit dem Kern von Ahmadinejads Aussage sympathisieren. Kürzlich nutzte er den 1979 von Ajatollah Khomeini eingeführten Al-Quds [Jerusalem] -Tag, das alljährliche „Hasst Israel“-Fesitival der Muslime in Nahost, um wieder einmal seine Endlösung für das Problem der Existenz Israels anzubieten: Haltet ein Referendum über die „Ansiedelung der Zionisten in Europa oder in großen Ländern wie zum Beispiel Kanada und Alaska“ ab, „damit sie imstande sind, eigenes Land zu besitzen.“

In Ahmadinejads Erzählung - ignorieren Sie seine psychotische Logik, die auch daran festhält, dass der Holocaust niemals stattfand -, wurde der Staat Israel wegen der europäischen Schuld am Holocaust erschaffen; und so ist Israel nicht nur eine illegitime Erscheinung, sondern eine, zu deren Entfernung Europa und der Westen verpflichtet sind. Es finden sich hier selbstredend mehrere Schichten von Absurditäten: Die Tatsache, dass der Zionismus mehr als ein halbes Jahrhundert vor den Holocaust zurückzudatieren ist, die biblische Verheißung Israels für die Juden, der Fakt, dass die Belfour-Deklaration 1917 [mit Zustimmung des Völkerbundes, d. Übers.] verabschiedet wurde, dass Juden seit Tausenden Jahren in Israel leben und ihre Zahl im Wesentlichen durch die [Einwanderungs-] Wellen der Alijot, die im 19. Jahrhundert begannen, angewachsen ist.

Vergiss es.

Ahmadinejad fragt mit offensichtlich geheuchelter Neugier, warum die Juden nicht sonst irgendwo hingehen wollten.

Chaim Weizmann, der berühmte Chemiker, zionistische Staatsmann und Gründungsvater Israels, beantwortete in Großbritannien exakt diese Frage in den Jahren vor der Belfour-Deklaration. Ein Mitglied des House of Lords fragte ihn: „Warum besteht ihr Juden auf Palästina, wenn es so viele unerschlossene Länder gibt, wo ihr euch in geeigneter Weise niederlassen könnt?“

Weizmann entgegnete: „Das ist so, wie wenn ich Sie fragte, warum Sie vergangenen Sonntag 20 Meilen gefahren sind, um ihre Mutter zu besuchen, wo es doch so viele alte Damen gibt, die in Ihrer Straße leben.“


Hat tip:
(HonestReporting) Media BackSpin

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