Samstag, November 13, 2010

Frauen an Preisschildern: Wie man Fakten iranisch abcheckt

Aus der von mir übersetzten Webseite HonestReporting*

Kürzlich organisierte eine Menschenrechtsgruppe gegen Frauenhandel im Dizengoff Center in Tel Aviv eine Ausstellung, in der Frauen mit angehefteten Preisschildern zu sehen waren – so, als wären sie zum Verkauf feilgeboten. Absicht: öffentliches Bewusstsein wecken und Unterschriften sammeln.


Foto: Haaretz

Die Schockwirkung zahlte sich aus: Haaretz zufolge „reagierten sehr wenige Passanten negativ oder gleichgültig” und Hunderte unterzeichneten die Petition.

Dies zog auch die Aufmerksamkeit der iranischen Webseite Rajanews auf sich. Israelity erklärt, was dann passierte:
Die iranische News-Webseite Rajanews griff die Geschichte auf. Aber statt sie in den richtigen Kontext zu setzen, titelte sie das Stück mit „Prostitution in Israel“, dazu mit einer Bildunterschrift zum eingefügten Foto (direkt von der Haaretz-Webseite entnommen), die „Sklavenmarkt in Israel“ suggerierte. Der Artikel führte dann weiter aus, „mehr Licht“ auf moderne Sklaverei in Israel zu „werfen“, einem „Land, das von sich behauptet, eine Demokratie zu sein“.

Das iranische „Missverständnis“ (wenn man es freundlich interpretiert), wurde von Mohammad Memarian publik gemacht, einem iranischen Blogger der Webseite Mideast Youth, der seine Landsleute sowohl für die Veröffentlichung der Verleumdung als auch für die nicht sofort erfolgte Zurückweisung der Erdichtung zurechtwies.


Man kann Rajanews zugute halten, dass sie den Artikel wieder löschte, aber man kann ihn immer noch auf Webseiten wie dieser lesen (in persisch).


Gehen wir einmal davon aus, dass sämtliche Flecken auf Israels Haut getilgt wurden. Unwahrheiten können berichtet werden, aber Gott bewahre, sollte es irgendwelche ähnlichen Unanständigkeiten im iranischen Web geben.
Mideast Youth’s Kritik trifft den Nagel auf den Kopf:
Ganz ehrlich gesagt kann ich mir schwer vorstellen, dass so eindeutig verfasste Artikel wie dieser in Haaretz ein so derbes Missverständnis erzeugen können. Eher ist davon auszugehen, dass der ursprünglich befasste Nachrichtenredakteur oder Übersetzer die Geschichte verfälscht hatte in der Annahme, dass sich niemand jemals (zu-) trauen würde, die Wahrheit herauszufinden. Solch eine bittere Tatsache wie diese unbeholfene Verzerrung der Wahrheit dient immer noch als passendes Instrument, die Hirne der Leser zu manipulieren.
Faktencheck auf iranisch.

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*Ich übersetze für diesen Medien Watchdog zusammen mit Heplev
seit 2006.

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