Mittwoch, Dezember 31, 2008

10 Gebote der SPIEGEL-Fauxtography* zu Gaza

* Erklärung zum Begriff „Fauxtography“ vorweg:

Der weithin noch unbekannte Begriff Fauxtography bezeichnet die Manipulation von Bildern zu Propagandazwecken, aber auch die der dazugehörigen Bildunterschriften (engl.: Captures), also die Herstellung einer meist bewusst falschen Deutung, was den Zusammenhang zwischen Bild und Bildunterschrift betrifft. Traurige Berühmtheit erlangte dieser Begriff z.B. während des Libanonkrieges 2006, als ein eifriger Photoshop-Trickser namens Adnan Hajj, der als Freelancer für REUTERS arbeitete, mittels (plumper) technischer Betrugsversuche halb Beirut in Trümmer legte. Der SPIEGEL fälscht in diesem Fall zwar keine Bilder, aber er stellt die dazugehörigen Unterschriften in einen ideologischen Kontext, um Stimmung gegen Israel zu erzeugen. Das ist unfair und stellt inhaltlich gesehen auch eine Fälschung dar.

Vor zwei Tagen hatte ich die „Qualitäten“ der SPON-Redakteurin Ulrike Putz ein wenig unter die Lupe genommen und bei der Durchsicht der (mittlerweile aufgestockten) Fotostrecken, die der SPIEGEL in hektischer Betriebsamkeit ins Netz stellt, wieder einmal das kalte Grausen bekommen ob des offensichtlichen Propagandafeldzuges, der dort um die Kampfhandlungen in Gaza veranstaltet wird.

Ich will hier anhand einiger Fotos und der dazugehörigen Captures aufzeigen, was bezweckt bzw. verheimlicht werden soll.

Achten Sie bitte immer auf die Bildunterschrift des SPIEGEL und vergleichen Sie das mit dem, was ich in hier diesem Beitrag über die Hyperlinks zum Bild als Interpretation lege:

1) Hier soll suggeriert werden, dass eine Einrichtung getroffen wurde, die der Durchführung von Gesetz und Ordnung einer funktionierenden Justiz diene. Schwer vorstellbar in einem von der Terrororganisation geführten Gebiet, wo Lynchjustiz an der Tagesordnung ist.

2) Hier wird das Bild vermittelt, dass israelischen Bürgern sowieso nichts passieren könne, da sie gut geschützt seien - und zum Glück meistens auch sind, weil der Staat Israel Wert darauf legt, dass seine Bürger am Leben bleiben; auch die 20% Araber übrigens, was ihn von Hamas und Konsorten fundamental unterscheidet, denen menschliches Leben nichts bedeutet.

3) Hier wird der Eindruck erweckt, dass islamische Universitäten und Moscheen per se Horte des Friedens und Gebets seien und somit friedliche Gläubige attackiert werden. Dazu wird ein Kind in Szene gesetzt, das die Assoziation von „Unschuld“ verstärken soll. Weiteres Bild dazu hier. Lesen Sie bitte diesen Beitrag und machen Sie sich selbst ein Bild davon, wozu diese Moschee wohl benutzt worden ist.

4) Hier werden israelische Panzer überdimensional ins Bild gesetzt, um eine Drohkulisse zu erzeugen, die einen übermächtigen Usurpator in Szene setzt, der nur darauf wartet, über Gaza herzufallen.

4) Hier wird schlicht und einfach impliziert, dass es die IDF nur auf zivile Ziele abgesehen habe.

5) Haben Sie jemals ein Bild des SPIEGEL gesehen, das in dieser Eindringlichkeit das Leiden der Menschen in Sderot darstellt? Oder so wie hier? Ich nicht. Dazu passend auch der „dezente“ Hinweis, dass sich die Welt wieder einmal gegen die Palästinenser verschworen habe.

6) Dieses Bild sagt aus: Juden sind entweder orthodox oder sie sind Soldaten

7) Zorn der Palästinenser ist laut SPIEGEL-Bildunterschrift angebracht, weil sich Israelis wehren. Die Bewohner Sderots und Ashkelons dagegen sollen sich seit 2001 in Geduld üben, Friedensangebote unterbreiten und darüber nachdenken, was sie den PalArabern „angetan“ haben, dass diese so böse sind. Und nochmals: Schon so ein Bild aus Sderot gesehen, wenn die Mainstream-Medien und ihre palästinensischen Freelancer am Fotografieren sind?

8) Eine Bombe, die ein Geschäft für Medizinbedarf traf, wie uns der SPIEGEL gauben machen will? Wohl kaum!

9) Mit Krieg droht hier nach SPIEGEL-Lesart nur einer, nämlich Israel (Barak). Dass die Hamas seit 2001 aus dem Gazastreifen gegen die angrenzenden israelischen Orte Krieg führt, interessiert in diesem Zusammenhang bei den Mainstream-Medien niemanden.

10) Hier wird von zerstörten „Häusern“ berichtet und man zeigt unbewaffnete Palästinenser. Logisch, dass hier nur eine Assoziation bedient werden soll: Häuser dienen im Gazastreifen immer zivilen Zwecken und Palästinenser sind immer unbewaffnet. Dass in den Häusern Waffen deponiert sind, Hamas-Leute dort einen Befehlstand oder Geschütze und Raketen deponiert und justiert haben, wird nicht in Erwägung gezogen.

Man könnte die Reihe noch endlos fortsetzen: In diesem Artikel die gesamte Fotostrecke. Eine zweite hier, die zu kommentieren fast schon absurd erscheint. Machen Sie sich selbst Ihre Gedanken zu Bildern und Bildunterschriften und prüfen Sie, wie weit das mit der Realität und Einschätzung der (Gesamt-) Situation übereinstimmt bzw. welche unterschwellig-hinterhältigen Wertungen duch die SPIEGEL-Redaktion vorgenommen werden.

Zum Schluss noch ein interessanter Hinweis auf eine Bemerkung, die die umtriebige Ulrike Putz jetzt rausgelassen hat. Sie mokiert sich darüber, dass Israel die Grenzen zum Gazastreifen für ausländische Reporter dichtgemacht hat:
Natürlich versucht auch die Hamas, die Berichterstattung zu manipulieren. Wie, das wird allerdings erst berichtet werden können, wenn die internationale Presse wieder Zugang zum Gaza-Streifen hat.
Warum haben Putz und Mainstream-Kollegen seit 2001 nicht die Gelegenheit genutzt, fair aus dem Gazastreifen zu berichten? Und warum diese idiotische Formulierung “natürlich versucht auch die Hamas…“, was implizieren soll, dass Israel die Berichterstattung sowieso manipuliere? So viel ich weiß liest Putz (nach eigenen Angaben) jeden Tag israelische Zeitungen, darunter vorwiegend Haaretz, die alles andere als regierungskonform ist.

Vielleicht liest Frau Putz quer, und das auch noch sehr schlampig?

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